Yiquan Schriftzug, Yangsheng - Pflege des Lebens
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YiQuan

YiQuan ist eine traditionelle chinesische Heil- und Kampfkunst. Die Wurzeln des YiQuan reichen weit zurück, einerseits in China selbst, anderseits werden ähnliche Standpositionen bereits in indischen Texten beschrieben. Die "Bärenhaltung" (Dr. Felicitas Goodman), eine Standposition, die der Zhan Zhuang Haltung im YiQuan ähnelt, wurde von verschiedenen Ethnien bereits in den Jägerkulturen zur Heilung eingesetzt.

Die geistigen Wurzeln liegen im (philosophischen) Taoismus.

Ein Prinzip, von dem die Kunst des YiQuan durchdrungen ist, ist das "Sowohl – Als auch". Die Gleichzeitigkeit von Gegensätzen ist Grundlage der Übungspraxis und findet sich genauso in der Entwicklungsgeschichte, einerseits traditionsreich und gleichzeitig modern, dank der lebenslangen Forschungsarbeit von Wang Xiangzhai (1886-1963). Wang Xiangzhai war ein herausragender Kampfkünstler, der das Potential von YiQuan auch zur Gesundheitserhaltung und Krankheitsvorbeugung, sowie zur Heilung von Krankheiten einsetzte. Er war ein Meister des Chan, Kalligraph und Dichter:

In Bewegung sei wie ein Drache oder Tiger
In Ruhe zeige die Gelassenheit Buddhas
……
Suche die Wahrheit in der Leere

Das Revolutionäre an seiner Arbeit ist, dass er alles Überflüssige, das von der Essenz, der Entwicklung des eigenen Potentials ablenkt, weggelassen hat. YiQuan kennt keine komplizierten Bewegungsabläufe, es ist "Formlos", keine komplizierte Lehre wird vermittelt, YiQuan ist einfach und natürlich. In Anlehnung an eine Zen – Geschichte hat es Wang Xiangzhai ermöglicht, den Finger, der auf den Mond zeigt nicht mit dem Mond selbst zu verwechseln.

Jumin Chen verdichtet das in einem Satz: Wang Xiangzhai revulutionierte die chinesischen Kampf- und Gesundheitskünste, indem er sie von der Form zur Essenz und von der Tradition zur Evolution führte.

Evolution kann nur stattfinden, wenn die Kunst nicht in Geheimniskrämerei eingeschlossen wird.

Wang Xiangzhai:Diese Kunst gehört den Menschen.

Wang Xiangzhai hat es durch seine offene Haltung Menschen aus aller Welt ermöglicht, sich mit den Prinzipien des YiQuan ohne Geheimnistuerei auseinanderzusetzen. YiQuan ist offen und frei, mehr noch, Wang Xiangzhai eröffnet den Weg, YiQuan in andere Lebensbereiche einzubringen.

Yi

Eine zentrale Stellung nimmt der Begriff Yi ein, der nicht direkt aus dem chinesischen übertragen werden kann. Yi lässt sich am besten annähern mit der bewussten Aktivität des Geistes, bespielhaft ausgedrückt in folgenden Begriffen:

Vorstellungskraft, Intention, Absicht, Wille, Konzentration, Sammlung, Sinnliche Wahrnehmung, Innerer Haltung.

Nimmt man nur einen Begriff heraus, z. B. Wille, dann ist das nicht Yi. Der Wille ist notwendig, aber zu viel Wille kann die Übung erschweren bzw. in schlimmsten Fall sogar schädlich sein.

"Übt man mit Yi, stimmt die Bewegung automatisch" gibt einen Hinweis, wie zentral die Arbeit mit Yi ist.

Jede Aktivität z.B. Entspannung, Anspannung, Bewegung, hat Yi als Grundlage. YiQuan arbeitet direkt an der Körper/Geist-Einheit, Körper und Geist werden nicht getrennt betrachtet. Besonders Augenmerk wird auf die Erforschung der Wahrnehmung gelegt.

Einerseits, indem die Wahrnehmung

  • zum Körper/Geist nach innen gelenkt wird
  • nach außen, also zur Umgebung

andererseits wird mit der Methode des "Geist ausleihen" gearbeitet, mit der spez. Wahrnehmungen nach und nach hervorgerufen werden, die wiederum erforscht werden. Mit dieser Methode wird mit Hilfe von Bildern von z.B. Wasser, Bäumen, Federn, goldene Fäden Yi fokussiert, um Wirkungen im Körper/Geist hervorzurufen.

Mit fortschreitender Übung wird Yi sich verändern, Qualitäten werden wahrnehmbar, Yi wird selber zum Untersuchungsgegenstand: wie ist Yi gerade jetzt?

Im Zhan Zhuang, in Shili Übungen und in Mocabu Übungen findet die konkrete Arbeit mit Yi statt.

Zhan Zhuang – Stehen wie ein Baum – oft als "die stille Übung des Taoismus" bezeichnet – die zentrale Meditation

Zhan Zhuang ist die Basis, um die "innere Kraft", Hunyuan zu wieder zu finden. In einer scheinbar unbeweglichen Position wird mit Yi die "Bewegung in der Stille" erforscht. Zhan Zhuang ist eben nur scheinbar (von außen gesehen) unbeweglich, im Inneren beginnt "alles zu fließen", weich und gleichzeitig kompakt, konkret zu werden. Das "Sowohl – Als auch" Prinzip ist von zentraler Bedeutung für die Vertiefung der Übung.

Nach und nach wird die Hunyuan Kraft spürbar, nach und nach wird die Verbindung nach Innen und Außen fühlbar, nach und nach kann sich das eigene Potential entfalten.

Hunyuan – die universelle Kraft

In allen Lebewesen wirkt die Hunyuan Kraft. Am leichtesten kann man sie in der Anmut von freileben Tieren beobachten.

Durch unsere Kultur, Erziehung wird diese Kraft oft "überdeckt", sie ist da, aber die Verbindung zu ihr fehlt. Durch regelmäßiges Üben von Zhan Zhuang wird diese Verbindung nach und nach wiederhergestellt und Shen wird genährt.

Durch die Übung mit der universellen Kraft ist es nicht notwendig, sich mit komplizierten Theorien und Übungen zu beschäftigen, es genügt, im Zhan Zhuang in die Tiefe zu gehen. In China gibt es die Ansicht, dass YiQuan "Eins" ist. Aus Eins entwickelt sich zwei, drei und die Tausend Dinge.

Shen – der Diamant bekommt Feuer und beginnt zu funkeln

Shen kann nicht direkt geübt werden, aber Shen kann durch regelmässiges YiQuan Üben indirekt genährt werden. Shen zeigt sich in unserer Intuition, in einem unmittelbaren Zugang zu uns selbst und zu unserer Umgebung. Shen kann sich in einer tief empfundenen Spiritualität äußern.

Shili – die Kraft kosten

In verschiedenen Formen des Shili wird Zhan Zhuang in Bewegung erforscht, es wird die "Stille in der Bewegung" gesucht. Alles, was in der Zhan Zhuang Übung erforscht wurde, findet seine Fortsetzung im Shili.

Mocabu – die reibenden Schritte

Die Prinzipien von Zhan Zhuang und Shili werden in den Raum übertragen.

Die drei beschrieben Formen durchdringen einander und Erkenntnisse aus der Zhan Zhuang Übung werden in Shili und Mocabu weitergeführt, Erkenntnisse aus den Shili und Mocabu Übungen werden in Zhan Zhuang integriert. Das Üben kann man sich als Erklimmen einer Wendeltreppe vorstellen: von oben betrachtet kommt der/die Übende immer wieder am selber Punkt vorbei, doch die Perspektive hat sich vollkommen geändert.

Anfängergeist

Für alle Übungen ist es notwendig, einen Anfängergeist zu bewahren, um dogmatische Positionen, die sich entwickeln können, wieder aufzulösen.

Die Übung von Zhan Zhuang, das Bemühen um Anfängergeist, verbunden mit Herz und Yi (Xinfa), eröffnet nach und nach die Schätze des eigenen Wesens.

Chinesische Schriftzeichen - YiQuan - Yang Sheng